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Warum Artenvielfalt so wichtig ist!

„Zeidler“-Imker im KLAR!-Interview

Josef Rathbauer ist Mitglied der „Zeidler“ Imker und weist im Interview mit der Klimawandel-Anpassungsmodellregion (KLAR!) Amstetten auf die Bedeutung der Artenvielfalt hin.

Biodiversität: Was ist das und warum setzen Sie sich dafür ein?
Biodiversität setzt sich aus zwei Worten zusammen und heißt wörtlich übersetzt „Lebensvielfalt“. In der Natur greift alles ineinander. Die vielen Interaktionen und Auswirkungen sind nur zum Teil erforscht. Wer kann den Wert einer aussterbenden Insektenart nennen bzw. abschätzen?
Wenn an der Basis der Nahrungspyramide die Vielfalt und die Individuenzahl abnimmt, dann wird es auch für die darauf aufbauenden Arten zum Überlebenskampf. Seit 1990 hat die Insektenmasse in Deutschland um 75 % abgenommen. Die Zahlen in Österreich werden nicht viel anders sein. Fehlende Insekten führen zu einer Abnahme der Vögel, die sich davon ernähren.
In Österreich sind rund 700 Wildbienenarten heimisch. Manche Bienen sind auf eine einzige Pflanzenart als Nahrungsquelle spezialisiert. Gibt es diese Pflanze nicht, gibt es auch diese Insektenart nicht.

Warum sind Sie Imker, was gefällt Ihnen daran?
Die Betreuung von Bienen ist einfach ein tolles Erlebnis. Es ist Leben im Garten. Die Flugtätigkeit der Bienen beruhigt. Ein kurzer Rundgang und die Beobachtung der Aktivitäten am Flugbrett der Beute (Bienenstock) geben Aufschluss, wie es den Bienen geht. Man sieht ob es eine Tracht gibt, ob Pollen eingetragen wird und damit auch Brut im Volk vorhanden ist.
Die Produkte der Bienen sind wie eine Naturapotheke. Neben Honig liefern die Bienen Pollen oder Perga (in Waben eingelagerter Pollen), Propolis und Wachs.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf Ihre Arbeit und wie kann man ihm begegnen?
Klimawandel ist ein Begriff für die rasant zu beobachtenden Veränderungen mit denen wir in irgendeiner Weise zurechtkommen müssen. Hitzeperioden, mangelnde Niederschläge, Unwetter machen auch den Bienen das Leben schwer. Die oftmalige Mahd des Grünlandes, bei der kaum mehr Pflanzen zur Blüte kommen, reduzieren die Nektarquellen und führen zu Futtermangel.
Die Schaffung von Blühwiesen ist auch in der Bevölkerung angekommen. Jede blühende heimische Pflanze ist eine potentielle Nahrungspflanze für eine Insektenart. Mit zu verschiedenen Zeiten blühenden Pflanzen versuchen möglichst das ganze Jahr über Nektar und Pollen anzubieten.

Was möchten Sie Gartenbesitzern empfehlen?

  1. Beobachten – Beobachten – Beobachten!
  2. Möglichst keinen Mähroboter im Garten einsetzen. Wenn er schon angeschafft ist, die Einsatzzeit begrenzen um Tiere zu schonen und Blüten für die Insekten zu fördern.
  3. 10 m² Naturecke im Garten – einfach der Natur überlassen, lediglich ein- bis zweimal pro Jahr mähen und sonst schauen was sich ansiedelt. Eventuell Samen einer Insektenwiese ausstreuen.
  4. Wasserstelle für Vögel und Insekten: einen Blumentopfuntersetzer mit Erde / Moos füllen und regelmäßig wässern - Zeit um zu beobachten, welche Tiere zu Besuch kommen.