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Projekt Acute Community Nurse goes Haag

Christian Fohringer, medizinischer Leiter von Notruf NÖ: „Bei mehr als 5.500 Interventionen dieser Gesundheitsexperten 2023 konnten über 4.000 Patientinnen und Patienten zuhause versorgt werden. Daher wird das Projekt stetig erweitert und neue Standorte eröffnet.“

Die Einsatzzahlen im Rettungsdienst und Krankentransport und damit die Einlieferungen in die Kliniken und ambulanten Behandlungen steigen durch die Altersentwicklung der Bevölkerung, dem Mangel an AllgemeinmedizinerInnen und  hochqualifizierten Kräften für die Hauskrankenpflege. In vielen Fällen liegen chronische oder akutpflegerische Probleme vor,
die teilweise durch Versorgung vor Ort lösbar wären.


Pilotprojekt als Problemlöser

Aufgrund dieser Problemstellungen startete Notruf NÖ im Mai 2020 ein Pilotprojekt bei dem sogenannte „Acute Community Nurses“ (ACN) – diplomierte Pflegekräfte die auch Notfallsanitäter sind – eingesetzt werden und über den NÖGUS finanziert wird. Ergibt die notfallmedizinische bzw. pflegerische Abfrage über 144, 141 oder der telefonischen Gesundheitsberatung 1450, dass die Situation vor Ort evtl. durch eine pflegerische Intervention gelöst, oder der Rettungsdienst unterstützt werden kann, wird eine ACN entsandt. Mittlerweile ist die Projektphase 2 eingeläutet und ACN sind bereits an fünf Standorten in
Niederösterreich tätig. Weitere – bis zu 10 – Standorte werden in nächster Zeit in Betrieb gehen. Der nächste wird 2024 in Haag im Mostviertel.


Statement Bürgermeister Michlmayr
„Wir legen im Bereich des Rettungsdienstes größten Wert auf Zusammenarbeit und freuen uns, nun auch in Haag sozusagen Quartiergeber für das Projekt der Acute Community Nurses zu sein“, erklärt Bereichsgeschäftsführer Dominik Binder, Rotes
Kreuz Niederösterreich. „In anderen Rotkreuz-Dienststellen wurde dieses Modell bereits zu beidseitigem Vorteil implementiert: Die Mitarbeiter:innen werden in unsere Gemeinschaft integriert und somit kann eine noch engere und vernetztere Zusammenarbeit mit unserem Partner Notruf NÖ zum Wohle der Bevölkerung gewährleistet werden. Insgesamt sehen wir das Projekt ACN als wichtige Entlastung im Rettungsdienst, um gerade im Falle von pflegerischen Maßnahmen die Zahl der Hospitalisierungen zu reduzieren.“


Bilanz
Mehr als 5.500 Interventionen haben die ACN 2023 von Jänner bis Oktober absolviert. 40% aller Interventionen waren rein akutpflegerischer Natur, 20% waren kombinierte Sanitäter- und Pflegemaßnahmen, rund 10% rein rettungsdienstliche Interventionen und 5% Primärversorgungen, da der Arztsprengel am Wochenende unbesetzt war. Die restlichen
beziehen sich auf sonstige Interventionen, Folgevisiten, telefonische Reevaluierungen oder Einsatzstornos. „Die Vielzahl der Einsätze beziehen sich auf Probleme mit Drainagen, Katheter oder Sonden, gefolgt von atraumaatischen Schmerzen Wirbelsäule oder Rücken, Fieber oder Infektionen, allgemeiner Schwäche und reduziertem Allgemeinzustand, aber auch
kleinere Verletzungen, Kollaps, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall und Bauchschmerzen machten mehr als die Hälfte aller Interventionen aus.“ berichtet der Mediziner Christian Fohringer von Notruf NÖ.


Wie ACN in der Praxis funktioniert
Der/die MitarbeiterIn begibt sich mit notfallmedizinischer und pflegerischer Ausrüstung zum Einsatzort. Die ACN führt akutpflegerische Interventionen wie Wiederherstellung der Funktion ableitender Systeme (zB. Katheter, Enterostoma) oder auch Katheterwechsel durch, unterstützt pflegende Angehörige durch unmittelbare Beratung und Anleitung und löst somit
Probleme vor Ort. So muss nicht mehr jeder Patient mit einem abgelösten Verband wieder zurück ins Spital, Schwierigkeiten mit einem medizinischen Gerät die zu einem Rettungseinsatz führen, können durch zB Nachschärfung in der korrekten Anwendung eines Blutzuckermessgerätes oder der Empfehlung von alltagstauglichen und praktikablen Grundregeln im Umgang mit Harnkatheter durch Patienten- und Angehörigenschulung vermieden werden. Insgesamt sollen Versorgungsprozesse durch ein Nahtstellenmanagement zwischen den HausärztInnen, Pflegediensten und SozialarbeiterInnen in der Region verbessert werden. Die ACN kennen die lokalen Ansprechpartner und vermitteln PatientInnen innerhalb dieses Netzwerks. Nachdem die diplomierten Pflegekräfte auch gleichzeitig die höchste Ausbildung im nicht-ärztlichen Rettungsdienst vorweisen können – sie sind NotfallsanitäterInnen mit besonderer Notkompetenz – können sie auch dazu beitragen den Rettungsdienst zu unterstützen. Gerade bei Einsätzen, welche wie bei einer Zuckerentgleisung beispielsweise eine Medikamentengabe bedürfen, jedoch aber nicht zwingend durch eine Notärztin oder Notarzt erfolgen müssen, können die ACN optimal unterstützten. So wird die ACN auch als nächstgelegenes Fahrzeug zum Notfalleinsatz gesandt und arbeitet dort mit den Rettungswagen der Einsatzorganisationen zusammen und überbrückt ggfs. die Zeit bis zum Eintreffen notärztlicher Hilfe.


Zweite Projektphase im Laufen
Im Rahmen der zweiten Projektphase, wo bis zu 10 zusätzliche Standorte in Niederösterreich betrieben werden, wurden auch mit Beginn 2023 die Standorte Waidhofen/Thaya, St. Pölten, Stockerau und Baden zum ersten in Bruck/Leitha in Betrieb genommen. An diesen fünf Standorten stehen nun täglich rund um die Uhr eine oder einer der jeweils sechs Acute Community Nurses im Dienst. Im Laufe der nächsten Monate laufen die Personalassessments, sowie die Standortaquise. Auch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) unterstützt das neue System der Acute Community Nurses (ACN) in Niederösterreich. Durch den Einsatz der Acute Community Nurses müssen beispielsweise Patientinnen und Patienten mit einem Katheter-Problem oder abgelösten Verband nicht wieder zurück ins Spital. Zusätzlich wird der Rettungsdienst und die Krankentransportorganisationen von Fahrten entlastet, die durch Pflegekräfte besser zuhause erledigt werden können.